Wilhelm Leo Seite 23

Einmal im Fluss kam die Angelegenheit an die weitere Öffentlichkeit und ist dann daraufhin die Brauerei Wulle A.G. Stuttgart an uns herangetreten, um unsern Betrieb käuflich zu erwerben.

Nach langen Verhandlungen kam dann der Verkauf zu Stande. Die von uns gestellten Bedingungen sicherten uns ein schönes Vermögen und eine weitere tätige Existenz. Franz und ich erhielten die mit dem Waldhorn verschmolzene, große Bierniederlage als Leiter. Albrecht wurde in den Hauptbetrieb nach Stuttgart übernommen.

Wenn wir Brüder hätten vorahnen können, dass der Staat, die uns aufgezwungene Kontingentierung schon nach 2 Jahren wieder rückgängig machen konnte, hätten wir nie an einen Verkauf gedacht und unsere Selbständigkeit aufgegeben. Denn was gerade das heißt, haben wir zwei ältesten Brüder am schlimmsten erfahren müssen, da wir doch von Jugend auf daran gewöhnt waren selbständig zu arbeiten und zu handeln.

Nun es ist jetzt im Alter am Ende meines Lebens zwecklos sich noch weiter damit zu beschäftigen. Auf alle Fälle habe ich meiner 20igjährigen Tätigkeit als Niederlageleiter von Mühlacker bewiesen mich auch in die abhängige Stelle reingefunden zu haben, wenn auch manches Mal mit schwerem Herzen.

Ohne unsere eigenen Wirtschaften, die vorne schon aufgeführt habe, haben wir von Wulle 1 Million Mark für unseren Betrieb und Kontingent erhalten. Die Wirtschaften wollten sie uns nicht abkaufen. Wir haben sie daher unter uns verteilt.

Franz bekam das Bahnhotel, Albert die Linde und die Blume und mit mir zusammen den Ochsen. Das Bahnhotel war das weitaus beste Objekt. Das Bargeld und die ausgeliehenen Gelder bei der Kundschaft, sowie die Hypotheken bei den Wirten wurden gleichmäßig verteilt. Mit Wulle wurde ein Zahlungsplan erstellt, der sich auf Jahre erstreckte und gleiche Teile vorsah. Leider hat durch alle diese Zahlungen durch die immer weiter fortschreitende Geldentwertung und Inflation, einen großen Strich gemacht. Dass die Mark, auf der ganzen Welt als bestes Zahlungsmittel angesehen sich allmählich zur Billion entwertete ist und war nicht vorauszusehen gewesen. Eine derartige Entwertung von einem Zahlungsmittel ist vorher auf der Welt noch nie da gewesen. Später kamen dann wohl die sogenannten Aufwertungsgesetze (s. https://www.inflation-deutschland.de/w%C3%A4hrungsreform.html )

Mit 10 bis 15%iger Aufwertung, die aber durch sogenannte Stichtage immer wieder eine Abwertung erfuhr. Wir mussten wegen Aufwertung vielfach die Gerichte anrufen, auch der Brauerei Wulle gegenüber.

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