1930 mit dem Jahr zur Stadterhebung ging der erste deutsche Großsender (» Ausstellungsbericht)
in Betrieb; zwischen zwei 100 Meter hohen Holztürmen hing die Antenne
an einem armstarken Hanfseil. Diese Technik hat sich nicht bewährt, so
dass 1934 ein 190 Meter hoher neuer Holzturm als höchstes Holzbauwerk
der Welt erstellt wurde, in dessen Mitte die Antenne untergebracht war. Zur Eröffnung der Senderaktivitäten erschien am 21. November 1930 in der Stuttgarter Tageszeitung "Merkur" eine Sonderausgabe, welche Sender, Technik und Betrieb beschreibt. Den Inhalt der Sonderveröffentlichung finden Sie hier!
Bei Kriegsende im April 1945 sprengte eine deutsche Pioniereinheit dieses Bauwerk; die witterungsbeständigen Hölzer fanden ihre Wiederverwendung (Bildergalerie) in der näheren Umgebung.
Die Einweihung des Senders fand live in der Burgruine Löffelstelz statt. Hier sehen Sie Bilder von der Einweihung und der ersten Sendung mit Mühlacker und Dürrmenzer Honorationen.
In einer Dokumentation zum 50jährigen Jubiläum der Stadt Mühlacker hat der SWR Zeitzeugen befragt (Film s.u.). Die Nutzung/Vorführung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des SWR und des Autors Karl Ebert.
(unten anklicken, dann startet der Film. Um das Bild größer zu machen unten rechts auf das Vergößerungssymbol klicken. Mit ESC-Taste wird das Bild wieder klein. Um zur Hauptseite zurück zu kehren, den zurück-Pfeil oben links anklicken.)
Die Zeitzeugen sind von links nach rechts:
Müller Emil
Merz, Gustav
Waidelich, Gustav
Krust, Karl
Kopp, Christian
Ruf Wilhelm
Stoll Georg
Bandle, Erich
Schneider, Otto
88 Jahre alt
88 Jahre alt
90 Jahre alt
82 Jahre alt
77 Jahre alt
84 Jahre
89 Jahre alt
73 Jahre alt
83 Jahre alt
Schwiegervater von Manfred Ayasse.
Großvater von Ellen Scheytt
Goldschmied, Doublé-Marsch
Vorsitzender Liederkranz u. SPD Gemeinderatsfraktion
Polier bei Bauunternehmen Fegert
Heft "Geschichte von Dürrmenz"
Schreiner, gen. Stolle-Köpper
Bekleidungsgeschäft
Kellermeister bei Wulle
Der Sender als technisches Bauwerk fand auch Eingang in die Jugendliteratur. Von 1880 bis 2002 gab es die Buchserie " Das Neue Universum", welches jährlich erschien. 1950 im Band 67 können Sie zum Sender folgendes lesen: "Eine moderne Senderantenne für den Rundfunk, Deutschlands höchstes Bauwerk"
Der Sender als politisches Instrument
Der Sender war aber auch ein politisches Instrument, wie aus dem folgenden Textbeitrag zu entnehmen ist. Die Nazis übernahmen die Herrschaft und dazu wurden auch die Medien instrumentalisiert. Dies dokumentiert das Kapitel "Der Sender unter dem Hakenkreuz" aus dem Buch " Eine Stadt wird braun" von Bernd Burkhardt, ISBN 3-455-08838-4.
Mit Beginn des 2. Weltkriegs wurde der Sender auch für die Kriegspropaganda wichtig. Dabei waren die Empfänger nicht nur die deutsche Bevölkerung, sondern auch das französische Gebiet wurde mit der Sichtweise des Deutschen Volkes verunsichert. Das "Wehrgeschichtliche Museum Rastatt" hat ein einer Schrift aus dem Jahre 2023 diese Episode beschrieben. Einen Auszug aus diesem Aufsatzes können Sie hier nachlesen.
Der Sender wurde zum Kriegsende am 06. April 1945 von der Wehrmacht gesprengt. Wie es mit dem Rundfunk danach weiterging, schildert folgernder Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten aus einer Serie 60 Jahre danach vom 08.April 2005: Funkstille nach der Sprengung des Senders Mühlacker
Nach der Einstellung des Senderbetriebes im Jahre 2012 sollte der Sender 2020 abgerissen werden. Eine Inititative engagierter Mühlacker verhinderten dies indem Sie den Sender und das Areal kauften und für seine Instandhaltung garantierten. Zur Unterstützung dieser Initiative wurden zum Tag des offenen Denkmals 2024 vier Informationstafeln an die "Senderretter" übergeben. Der HAV hatte sich zusammen mit dem Verschönerungsverein Mühlacker e.V. an den Kosten beteiligt. Nachfolgend sind diese Informationstafeln abgebildet.
Im Jahre 2012 am 8. Januar hatte der Mittelwellensender Mühlacker ausgedient. Nur noch UKW und digitale Übertragungen, auch leitungsgebunden, wurden vom Rundfunk unterstützt. Und dann sollte der Sender, das Wahrzeichen Mühlackers, im März 2020 abgerissen werden. In letzter Minute fand sich eine private Gruppierung, welche den Sender erwarb und ihn vor dem Abriss schützte. In der Broschüre „Denkmalstiftung Baden-Württemberg/Stuttgart, Denkmalstimme 02/2020“ wurde der Lebenslauf des Senders zusammengefasst und die Rettung dokumentiert. Wir danken der Denkmalstiftung für die Erlaubnis zur Übernahme dieses Artikels: Gerettet!
Den Erhalt des Senders können Sie mit einer Spende oder als Mitglied der Vereins "Senderretter" unterstützen. Näheres finden Sie bei https://sender-muehlacker.de/