Heidenwäldle (nachfolgend unten) Alte Burg (Lienzingen, Illingen)
Die Existenz der Kelten ist in römischen Aufzeichnungen des 5-6 Jahrhunderts vor Christus dokumentiert. Egal in welche nördliche Region die Römer aufbrachen, irgendwo stießen sie auf die Kelten und lieferten sich mit ihnen heftige, kriegerische Auseinandersetzungen.
Auch bei uns, als die Römer ab dem 1. Jahrhundert nach
Christus sich anschickten die Grenze vom Rhein in Richtung Aalen zu
verschieben, wovon die Reste des Limes zeugen, trafen sie auf in unserer Region
lebende Kelten. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sogar der Name unseres Ortsteiles
Dürrmenz auf einen keltischen Ursprung zurückzuführen ist. (Wortstamm -durum -> durum-enz, durum = Wohnstätte, also Wohnstätte an der Enz)
Leider gibt es über die Kelten nur wenig schriftliches, so dass archäologische Funde oft die einzigen Informationsquellen sind, die über deren Leben in unserer Region erzählen.
Am häufigsten finden wir deren Gräber in Form von Grabhügeln. Uns allen ist der Fund von 1978 in Hochdorf bekannt, bei welchem ein Fürstengrab aus dem 5. - 6. Jahrhundert vor Chr. gefunden wurde.
Schon vor dieser Entdeckung in Hochdorf wurden in Mühlacker (ab ca. 1965, damals noch zum Kreis Vaihingen gehörig) bei
der Besiedlung des Heidenwäldles umfangreiche keltische Grabfunde gemacht und etliche
Grabhügel archäologisch untersucht. Ein sehr großer Grabhügel (im Bereich des Kindergartens) wurde dagegen noch nicht exploriert.
Über die Grabung und ihre Funde wurde im Jahre 1970 eine Veröffentlichung der Grabungsergebnisse vom Staatlichen Amt für Denkmalspflege in Stuttgart herausgegeben. Dort wurden die Grabungsergebnisse auf einer Stufe stehend mit den Funden auf dem Asperg und Hirschlanden dargestellt und dokumentiert. Aus diesem umfangreichen Werk haben wir die Teile, die Mühlacker betreffen, ausgewählt und in den nachfolgenden pdf-Dateien in unsere Homepage aufgenommen.
Die Funde in Mühlacker werden der Hallstattzeit zugerechnet,
also den frühesten Keltenfunden. Die dort oft genannte D-Klassifizierung
verweist auf die „späte Hallstattzeit“, die auf die Zeit von ca. 620 bis 450 v. Chr.
datiert wird. Die Zeit danach wird als Latène-Zeit bezeichnet.
Die im Teil "Grabungsbeschreibung" enthaltene Karte zeigt Fundstellen, welche auf eine relativ dichte Besiedlung unserer Region schließen lassen, wobei spätere Funde, wie
die z.B. in Knittlingen und andere, noch gar nicht auf der Karte erscheinen.
Eine Gürtelschnalle, die in Grab 8 gefunden worden war, zeigt eine bemerkenswerte und einzigartike Ornamentik. Auf dieser Gürtelschnalle sind gleichzeitig Ornamente verwendet worden, die sonst nur bei "Ostkelten" (Österreich, Böhmen) oder aber den "Westkelten" (Rhein, Marne) heimisch waren. Den vollständigen Bericht über diese Untersuchung aus dem Jahre 1974 können Sie "hier" lesen!
Friedrich Wißmann hat in seinem Ortsbuch von Lienzingen die Kenntnisse über die Kelten in diesem Ortsteil zusammengefasst. Sie finden den Beitrag in dem Kapitel Vorgeschichte komplett und hier den Auszug, der nur denkeltischen Teil der Vorgeschichte beinhaltet.
Weitere Berichte über keltische Funde finden Sie unter der Rubrik Ausgrabungsberichte. Dort ist u.a. ein Fund von 1927 dokumentiert, der bei den Ziegelwerken gemacht worden war. Es handelt sich dabei um eine männliche Figur von 5cm Größe. Diese ist heute im Archiv des Heimatmuseum aufbewahrt. In einer Doktorarbeit an der Université de Bourgogne, Dijon, wurde diese Figur und andere Europäische Funde dokumentiert und analysiert.
Teile dieser Arbeit können Sie nachlesen: Teil 1: Allgemeine Beschreibung keltischer Figurenfunde (Menschen und Tiere) (25MB)
Teil 2:Auszug aus der detaillierten Beschreibung des keltischen Männchens.
Ein Teil der Fundstücke aus dem Gräberfeld des Heidenwäldle sind im Keltenmuseum in Hochdorf ausgestellt. Diese finden Sie in der nachfolgenden Bilderserie abgebildet. Das Copyright dieser Bilder liegt bei dem Keltenmuseum Hochdorf/Enz.