vom 16. Jahre ab und hielten treu miteinander aus. Mein Vater war sehr energisch, nüchtern und gerecht. Seine Arbeiter waren gerne bei ihm. Meine Mutter war eine sanfte Frau und wie der Vater fleißig, rechtschaffen und offen gegen jedermann. Dabei war sie mit Vaters Einverständnis sehr freigiebig, fromm aber nicht bigott. Uns Kindern war sie eine treubesorgte, liebevolle Mutter. Als große Bengels sind wir ihr noch auf dem Schoß gesessen.
Das Wirtschaften sagte beiden Eltern nicht besonders zu. Wirt nebenher zu sein, passte meinem Vater gar nicht und die Mutter, die in den ersten drei Jahren ihrer Ehe uns 3 älteste gebar, war oft sehr übermüdet, so dass es ihr manchmal schwer fiel mit den Gästen bis weit in die Nacht hinein aufzubleiben.
Sie kam daher eines schönen Tages auf den Gedanken den Inhalt des Bierfasses festzustellen und nach 11 Uhr einem vertrauten Gast mit dem Ausschank vollends zu beauftragen, indem sie ein kleine Quantum zur Bezahlung feststellte, sich dieses bezahlen ließ und zu Bette ging.
Die anwesenden Gäste, besonders der ins Vertrauen gezogene, hatten nach Leerung des letzten Tropfens, dann nur noch die Pflicht das Petroleumlicht auszulöschen und die Wirtschaft und die Haustüre gut zuzumachen. Eine Schließung der Türe war damals nicht Brauch.
Unser Vater wurde stets als das höchststehende Familienmitglied angesehen. Eine Widerrede gab es nicht, was er anordnete war Evangelium und wurde immer befolgt und es erwies sich immer als richtig. Meine Mutter hatte, neben ihren Dienstboten her, immer eine Stütze, die uns mit zu betreuen hatte. Trotzdem war ich als kleiner Bube in der Schusterwerkstätte vom Papa Heim und klopfte und hämmerte die Schuhnägel in seinen Arbeitstisch. Er ließ dies willig geschehen, da ich sonst sehr lieb war und er genau wusste, dass er im Adler reichlich dafür entschädigt wurde.
Mit 3 Jahren war ich einmal eines schönen Abends verschwunden, ohne dass jemand wusste, wo ich hingeraten sei. Man suchte alles aus. Der kleine Wilhelme war nirgendwo zu finden. Der Vater, der am Stammtisch mit den Gästen Karten spielte, wusste zunächst nicht, dass ich fehlte. Als man ihm meldete, dass ich fehle, konnte er sich erinnern, dass er mich noch eine Stunde vorher in der Wirtschaft gesehen habe.
Man forschte nach und suchte unter den Wirtschaftstischen und Bänken. Und siehe da die Aufregung legte sich, als man mich schlafend unter der sogenannten Sitte, einer Sitzbank mit Truhe fand und vorzog.
Erwacht, frug mich mein Vater: „Ja was tust du denn da drunten?“, erwiderte ich „Fussele ansehen!“