Wilhelm Leo Seite 21

Wut, machten uns natürlich zu schaffen. Aber durch unser ausgezeichnetes Fabrikat war es uns möglich, uns gut zu behaupten.

Zu einem guten Bier gehörte in allererster Linie die Herstellung eines einwandfreien Malzes, das von mir mit größter Sorgfalt hergestellt wurde. Wir waren als die geradezu besten Malzerzeuger in Württemberg bekannt und ich wurde mehrere Male aufgefordert meine Kenntnisse anderweitig zu Verfügung zu stellen.

Briefkopf der Brauerei Leo um 1917

Der 1. Weltkrieg bricht aus

Unser unermüdliches Bemühen unser Geschäft zu heben und zu mehren wurde dann leider durch den Ausbruch des Krieges im August 1914 mit Gewalt unterbrochen.

Ich musste mit dem Bruder Albert schon am 2. Mobilmachungstag, dem 3. August 1914 zum Heer einrücken. Am gleichen Tag mussten wir 10 Pferde fürs Heer abgeben. Bezahlt erhielten wir damals fürs Stück 1200 Mark, während die meisten uns auf 2000 bis 2500 Mark zu stehen kamen.

Durch Überanstrengung auf dem Fußmarsch in die Garnison Ludwigsburg, hatte ich mein Herz so in Mitleidenschaft gezogen gehabt, dass ich nur noch garnisonsverwendungsfähig war. Ich kam dadurch in die Meldeabteilung der Ersatzabteilung vom Train und bekam später durch das Zutrauen meines Kommandeurs die Versorgungsabteilung als Leiter.

Eigentlich wäre es am Platze gewesen, dass der ledigen Franz an meiner Stelle eingerückt wäre. Nachdem dieser im Sommer 1917 eine schwere Blinddarmentzündung bekam, kam ich zur Weiterführung des Betriebes im Spätsommer 1917 nach Hause. Franz musste im Frühjahr 1918 dann für mich einrücken und bis zum Schluss des Krieges beim Heer bleiben.

Ich führte den Betreib weiter, so gut es eben die Verhältnisse zuließen. Bier konnte ich keines mehr brauen, da es an Gerste bzw. dem Malz fehlte.

Die anderen Brauereien, wie auch wir haben wohl eine Zeit lang ein Ersatzbier, ein Apfelhopfenbräu, hergestellt. Dieses wurde zuletzt vom Publikum nicht mehr verlangt. Es war ein Gemisch aus saurem Apfelsaft, Hopfen und Kohlesäure. Es schmeckte nicht gerade schlecht. Die an ein gutes Bier gewöhnten Leute tranken dafür lieber einen, wenn auch manchmal etwas sauren, dünneren Most, der durch das reiche Obstjahr 1917 von den Brauereien in größerer Menge hergestellt wurde. Wir selbst hatten auch ca. 1400hl Most gemacht, in Bierfässer gefüllt und ihn fachmännisch behandelt, so dass es ein ganz vortreffliches Getränk wurde, das nur zu rasch vergriffen war.

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