Sonntagabend der Dachstuhl des Brauereigebäudes ab. Als Ursache wurde das Warmlaufen eines Lagers einer Malzpoliermaschine (Anm. dient zur Vorbereitung des Getreides zum Schroten) angenommen. Wir kamen mit den Eltern vom Kundenbesuch in Mühlacker zurück, als der Vater hinter den Gebäuden einen Rauch wahrzunehmen glaubte. Er gab mir den Auftrag nach der Sache zu sehen. Der Bruder Franz, gerade in die Pferdestallungen eingetreten, meinte zu mir, die Besorgnis des Vaters sei grundlos. Der Maschinist lade gerade die Akkumulatoren-Batterie auf und habe die Dampfmaschine laufen. Von dieser gehe der Abdampf in die Höhe, den der Vater sehe.
Mit Franz seiner Meinung war ich aber nicht einverstanden und begab mich daher zu der Giebelseite des großen Gebäudes. An der Steintreppe, die zum Sudhaus führte angekommen, sah ich sofort, dass hoch am Giebel im Gebäude schon ein starkes Feuer sich entfaltet hatte. Durch sofortiges Alarmieren der Feuerwehr und durch eigenes Löschen konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden. Der Gebäudesachschaden betrug etwas über 20.000 Mark, die durch Versicherung gedeckt waren.
Nicht vergessen möchte ich, dass der Vater als Zweiter hier das elektrische Licht einrichten ließ. Mit Akkumulatoren-Batterien konnten wir Tag und Nacht das Licht brennen. Gegenüber dem Erdöllicht waren die damaligen Kohlenfadenlampen eine ideale Beleuchtung (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlefadenlampe ). Kunden und Bürger kamen jeden Tag in die Brauerei, um zu staunen und die Birnen einzuschalten.
Im Mai 1905 starb mein Vater, 55 Jahre alt geworden, nach hartem, schwerem Todeskampf. Eine Venenverstopfung schnitt ihm den Blutkreislauf nach dem Schenkel des rechten Fußes ab. Einige Jahre vorher wurden Franz und ich Prokuristen des Betriebes, nach dem Tod mit der Mutter Teilhaber. Die Mutter starb 1911 im gleichen Jahr wie unsere Schwester Berta.
Die Mutter hatte zwei große Gallensteine in der Gallenblase. Durch Lageveränderung der Steine lief, nach Zerreißung der genannten Blase, in die Bauchhöhle und verursachte eine Bauchfellentzündung. Als Mitinhaber trat an Mutters Stelle der Bruder Albert, der sich im gleichen Jahre, also 1911, verheiratete.
Bei dessen Hochzeit lernte ich meine Frau kennen, mit der ich mich im Spätjahr 1912 verheiratete. Leider brach aber 2 Jahre später der Weltkrieg I aus.