Wilhelm Leo Seite 14

Im Jahre 1882 hat sich mein Vater von seinem Bruder wieder getrennt und damit musste auch ein Wohnungswechsel vorgenommen werden. Wir zogen in das Brauereiwohnhaus und der Onkel übernahm den Adler, welchen er aber, da die Tante sich dort als Wirtin nicht eignete und auch keine Lust dazu hatte, sofort verpachtet.  Der erste Pächter, ein Herr Weissert, war mit seiner Frau 25 Jahre auf der Wirtschaft und ich habe als junger Mann das Monatsbiergeld bei ihm eingezogen.

Die Jugendzeit

Als ich mit meinem Bruder Franz das erste Mal aus der Schule neben dem Adler in unser neues Heim zurückkehren sollte, dachten wir an diese nicht mehr, sondern sprangen eben, wie wir es gewöhnt waren nach dem Adler zurück.

Ich kann mich heute noch des großen Wehes erinnern, das bittere Tränen ausgelöst hat. Bei den Bierbrauern und den Bierführern waren wir bald gut angeschrieben. Ins Besonders war ich einem Knecht namens „krummer Franz“ sein Liebling. Ich habe öfters auf inständiges Verlangen in seinem Bett in der Knecht-Kammer, die zwischen Pferde- und Viehstallung lag, geschlafen. Jeden Sonntag bekam ich und Franz eine Laugenbretzel von ihm geschenkt. Der krumme Franz war, bevor er zu uns kam, Bäckermeister und Besitzer der Wirtschaft zum Rössle hier und kam mehr durch seiner Frau Gleichgültigkeit und als schwacher Rechner um sein Geld und Gut. Franz Wieland ist dann eines schönen Tages, ohne Frau, nach Amerika, Philadelphia, ausgewandert und dort ein großer und reicher Bäckermeister geworden mit 8 Gesellen, die nur Laugenbretzeln zu backen hatten. Seine Frau ließ er später nachkommen. Er starb hochbetagt.

Das wiederkehrende Glück hatte er wohl auch seine großen Liebe zu den Tieren zu verdanken; alle wurden rührend gepflegt und behandelt. Eine Wachtel mit ihrem „ Sipserweg“ war immer mein Entzücken, wie auch die schönen Tauben, die ihm aus der Hand fraßen.

Landwirtschaft hatte mein Vater neben der Brauerei her keine, nur Äcker und Baumstücke in unmittelbarer Nähe vom Geschäft. Anfangs der 80iger Jahre wurden 20 bis25 Stück Jungvieh zum Fettmachen und 7-9 Kühe gehalten, auch 20 bis 25 paar Schweine. Für all diese Tiere, wie für die 10 Pferde, musste das Heu, das Stroh und der Hafer gekauft werden. Es waren oft bis zu 4000 Zentner Heu und Stroh auf dem Boden. Der Malztreber und sogenannte Bierteig waren das Kraftfutter für Vieh und Schweine.

Die Fasshallen mit ihren leeren großen und kleinen Bierfässern und Bottichen, die wunderbarsten Spielplätze für uns Kinder mit unseren Freunden und Freundinnen.

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