Für Familie Krzewinsky brechen ungewohnte Zeiten an: Der Vater wird wieder regelmäßig zum Abendessen zu Hause sein. Während Sven Krzewinsky Mühlackers ältestes Haus in der Hofstraße 17 in Dürrmenz restaurierte, war das nur selten der Fall. Doch jetzt ist das Schmuckstück fertig und zu Monatsbeginn zogen die ersten Mieter ein.
Mühlacker. „Man ist stolz auf das, was man geleistet hat“, sagt Sven Krzewinsky, Juniorchef der gleichnamigen Zimmerei, nach Monaten harter Arbeit, die nicht nur ihn, sondern seine ganze Familie forderten. „Es war viel, sehr viel“, sagt Ehefrau Priscilla Krzewinsky die auch mitarbeitete. So legte sie ein Stück Originalwand frei, säuberte diese und verputzte sie neu.
Das Stück Wand ziert nun ein Zimmer in einer der beiden Wohneinheiten von je 120 Quadratmeter, die quasi wie zwei Reihenhäuser nebeneinander in Mühlackers ältestem Haus aus dem Jahr 1504 entstanden sind. Beide Wohnungen sind bereits vermietet. „Es gab einige Interessenten“, erzählt Sven Krzewinsky, dass das Wohnen in diesem Haus auf viele Menschen einen besonderen Reiz ausübt.
Mit
Geduld und viel Liebe zum Detail haben Bauherr Sven Krzezwinsky
(rechts) und Architekt Andreas Lippeck (kleines Bild, links) sowie
Priscilla Krzewinsky (kleines Bild, Mitte) das Kazenmaierhaus saniert.
Am Wochenende sind die ersten Mieter in Mühlackers ältestes Haus aus dem
Jahr 1504 eingezogen.
Kooperation mit dem Denkmalamt führt zu respektablen Ergebnis
Fast jeden Abend und auch die Wochenenden verbrachte er seit August 2013 auf der Baustelle. Oft war Sohn Sky (acht Jahre) mit dabei. Dabei sind auch Teile des alten Gebälks sichtbar geblieben. Ebenso musste der alte Sandstein nach den Vorgaben der Denkmalbehörde wieder im Haus verbaut werden. Die großen Sandsteinplatten empfangen die Besucher nun im Eingangsbereich. Apropos Eingang: Eine der beiden Haustüren hat ebenfalls ideellen Wert. Sie stammt aus der Zeit, als Familie Kazenmaier in der Hofstraße 17 lebte. „Es war ein kooperatives Arbeiten“, beschreibt Architekt Andreas Lippeck (Vaihingen) die Abstimmungen mit dem Denkmalamt, die letztendlich zu einem „respektablen Ergebnis“ geführt hätten.
Über die Treppen aus Eiche führt der Weg Stockwerk um Stockwerk höher bis unters Dach. Dort fühlt sich Lio (drei Jahre), der zweite Sohn des Eigentümers besonders wohl. „Da steckt viele Liebe und Zeit drin“, betont der Architekt das Engagement des Bauherrn Krzewinsky, der als Zimmermann selbst die Fenstersimse fertigte. Der Architekt: „Er ist ein Perfektionist und Alleskönner.“ Die künftigen Bewohner leben auf vier Stockwerken plus Keller. In ihrem Wohnumfeld harmonieren Alt und Neu miteinander. „Historismus sollte vermieden werden, das wird eher peinlich“, so der Architekt und verweist auf die moderne Technik im denkmalgeschützten Gebäude. Eine konventionelle Haustechnik taugte nicht für das alte Haus. Der Architekt: „Man muss sich schon an alter Väter Sitte orientieren, aber statt Ölöfen haben wir trotzdem eine komfortable Heizung.“ Die Heizung verläuft in den Wänden, dahinter befindet sich das historische Geflecht mit Lehm. Die Wandheizung wirkt, so der Architekt und Städteplaner wie ein „großer Kachelofen“.
Bis auf den Rohbau hatte Sven Krzewinsky gemeinsam mit Helfern das historische Gebäude entkernt und dann Stück für Stück wieder aufgebaut. Lob kommt vom Architekten: „Die Leute, die so etwas machen, die haben die Liebe zum Detail.“
„Das war ein Familienwerk“, betont indes der Zimmermann und ist doch ein bisschen froh darüber, es endlich geschafft zu haben: „Ich bin urlaubsreif.“
(Mühlacker Tagblatt vom 02.03.2015, Text und Fotos: Ulrike Stahlfeld)