Ältestes Haus wird zum Kleinod

Zimmermann Sven Krzewinsky saniert das Kazenmaierhaus in Dürrmenz – Ausgefallener Winter sorgt für Verzögerung

Sven Krzewinsky hat ein Faible für alte Häuser. Den Zimmermann fasziniert es, alte Gebäude herzurichten. Jetzt ist er auf dem besten Weg, Mühlackers ältestes Haus in der Hofstraße 17 in ein Kleinod zu verwandeln. Läuft alles nach Plan, dann ist die Sanierung Ende des Jahres abgeschlossen.

Handarbeit für den Fachmann Sven Krzewinsky: Die vielen Putzschichten im Dürrmenzer Kazenmaierhaus in der Hofstraße 17 kommen weg. Foto: Stahlfeld

Mühlacker. Seit November vergangenen Jahres ist der Zimmermann Eigentümer des sogenannten Kazenmaier-Hauses im Zentrum von Dürrmenz. Lange hatte die Stadtverwaltung Mühlacker nach einem Käufer für Mühlackers ältestes Haus suchen müssen. Sogar der Abbruch des historischen Gebäudes aus dem Jahr 1504 stand zur Debatte. Mit Sven Krzewinsky wurde schließlich ein Liebhaber gefunden.

Seitdem wird in der Hofstraße 17 kräftig gearbeitet. Allerdings nicht ganz so intensiv, wie es sich der 34-Jährige vorgestellt hatte. Eigentlich sollte der Sanierungsfall seine Winterbaustelle werden. Hier wollte er arbeiten, wenn in der Zimmerei seines Vaters Rolf Krzewinsky (Lomersheim) wegen Schnee und Eis die Arbeit ruht. Tatsächlich blieb der Winter weitgehend aus, so dass in der Zimmerei den Winter hindurch fast regulär gearbeitet werden konnte.

Nichtsdestotrotz hat sich am Gebäude einiges getan. Schritt für Schritt entstehen zwei Doppelhaushälften mit je einer Wohnfläche von 110 Quadratmetern. Die ersten Mietinteressenten haben sich bereits bei Sven Krzewinsky gemeldet.

Seit einigen Wochen steht das ursprüngliche Haus wieder in seiner Originalgröße da. Die Anbauten sind abgerissen, momentan existiert quasi nur doch der Rohbau. In mühseliger Arbeit hat Sven Krzewinsky mit seinen Helfern die vielen Putzschichten entfernt, die im Laufe der Jahrhunderte aufgebracht worden waren. Dadurch erhöhte sich unter anderem die Raumhöhe merklich. Anfangs hatte der Zimmermann mit einer Körpergröße von 1,92 Metern in einigen Räumen kaum aufrecht stehen können. Jetzt allemal.

Doch längst nicht jeder Putz kommt weg. Der ursprüngliche mittlerweile über 500 Jahre alte Lehmputz muss nach den Vorgaben des Denkmalamtes erhalten bleiben. Auch die mit einem Geflecht und Lehm gefüllten Gefache bleiben unberührt. Der zum Vorschein gekommene Sandstein soll ebenfalls wieder Verwendung finden. Das Dach wird wieder mit den typischen Biberschwanz-Ziegeln gedeckt.

Nur noch ein Rohbau: das älteste Haus in Mühlacker.„Wir arbeiten uns von unten nach oben vor“, erklärt Krzewinsky, dass im ersten der vier Geschosse demnächst mit dem Einbau der Wandheizung begonnen wird. Die Wände sollen mit Lehmputz verkleidet werden. Der gibt die Feuchtigkeit des Fachwerks wieder ab.

„Der Dachstuhl ist komplett schwarz“, zeigt der Zimmermann nach oben. Die nun sichtbar gewordenen Balken sind schwarz vom Ruß und werden dies nach einer Behandlung auch bleiben. Auf die Böden kommen zunächst ein Gussasphalt und anschließend ein Holzbelag.

„Jeder, der draußen vorbeigeht, schüttelt den Kopf“, räumt der Handwerker ein, dass nicht alle Menschen seine Leidenschaft für alte Häuser teilen. „Aber ich bin gespannt, was sie sagen, wenn wir fertig sind. Er ist sich sicher, dass hier ein Schmuckstück entsteht. „Es ist phänomenal, was rauskommt“, weiß er von seinen Erfahrungen mit bisherigen Sanierungen.

Das waren bislang „nur“ Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Kazenmaier-Haus ist so gesehen deutlich älter. Aber: Die Substanz der jüngeren Häuser war wesentlich schlechter, weiß der Experte, den es ein ums andere Mal fasziniert, Dinge wieder herzurichten.

(Mühlacker Tagblatt vom 20. März 2014, Text und Fotos: Ulrike Stahlfeld)


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