Mühlacker. Auf dem Weg zu einer neuen Ortsmitte in Dürrmenz scheint eine weitere Hürde überwunden – indem ein Teil des alten Dürrmenz erhalten bleibt. Alle Hoffnungen ruhen dabei auf dem Kaufinteressenten für das Gebäude Hofstraße 17, dem die Stadt planerisch entgegenkommt. Am Abend hat der Gemeinderatsausschuss einer Verlegung der Erschließungsstraße zugestimmt und damit dem Wunsch des Interessenten für einen neuen Zuschnitt des Grundstücks grünes Licht gegeben.
Wie berichtet, will der potenzielle Käufer neben der Hofstraße 17 einen Garten anlegen; genau dort, wo zuvor die Zufahrt in den Ortskern und zur geplanten Seniorenwohnanlage vorgesehen war. Diese Zufahrt wird nach dem gestrigen Beschluss auf die andere Hausseite, zwischen Hofstraße 17 und Metzgerei Jurende, verlegt. Die verschwenkte Straßenführung, so die Hoffnung, könnte sich sogar verkehrsberuhigend auswirken. Wobei Dr. Jens-Christian Hanf (FDP) daran erinnerte, dass die neue Ausfahrt auf die Hofstraße wegen der dortigen Einbahnregelung ihre Tücken habe. Rechtsabbiegen müsse aber, darüber herrscht Einigkeit, möglich sein.
Das verkehrstechnische Detail mutet angesichts des Umstands, dass das Thema Hofstraße 17 als letztes großes Hindernis für einen umfassenden Neuanfang im Ortskern galt, als lösbar an. Wenngleich die Stadträte dem Braten, solange die Verträge nicht unterschrieben sind, noch nicht vollständig trauen wollen, war die Erleichterung doch deutlich zu spüren. „Wenn es so wäre“, bezog sich der Dürrmenzer Rolf Leo (Freie Wähler) auf die Chance, die Hofstraße 17 zu verkaufen und damit zu erhalten, „wäre das ein Glücksfall“. Schließlich gebe es in Dürrmenz die Besorgnis, es werde womöglich zu viel abgerissen, sagte Leo und bezog sich auf die neu entbrannte Diskussion um das Fachwerkhäuschen vor der Kirche, das einst eine Trafostation beherbergte. Auch die Tatsache, dass an der Brunnengasse ein großer Teil der alten Gebäude erhalten bleibe, sei nicht jedem Dürrmenzer voll bewusst.
Nun ist die Hofstraße 17 zwar ein vergleichsweise unscheinbares Gebäude, gilt aber – mit Baujahr 1504 – als besonders wertvoller Teil des alten Dürrmenz. Nicht zuletzt deshalb hatten die Denkmalschützer und das Land als Zuschussgeber der Stadt die Pistole auf die Brust gesetzt: ohne Erhalt der Hofstraße 17 keine weiteren Sanierungsmittel. Inzwischen sind 700 000 Euro zugesagt, die allerdings schon für andere Vorhaben im Ortskern verplant sind. Mit weiteren Landesgeldern speziell für die Hofstraße 17 rechnet Stadtplaner Armin Dauner, der damit eine Frage von Günter Bächle beantwortete, nicht.
Womit der Erhalt des Gebäudes, wie der CDU-Fraktionschef schlussfolgerte, auch zulasten der städtischen Finanzen gehe. Außerdem zahle die Zeche der benachbarte Metzgereibetrieb, der sich auf frühere Signale der Stadt für einen Abriss der Hofstraße 17 verlassen und bereits Geld in Erweiterungspläne investiert habe. Als diese Planung im Juli 2012 in einer Bürgerbeteiligung vorgestellt worden sei, habe es (noch) keinen Widerstand gegeben.
Für die neue Planung mit neuer Zufahrt muss unter anderem eine weniger wertvolle Scheune zwischen Metzgerei und Hofstraße 17 weichen, und ein Teil dieser Fläche soll der Metzgerei Jurende angeboten werden. Dadurch, so die Hoffnung, lasse sich vielleicht eine Art Lieferzone schaffen, um zu vermeiden, dass die Fahrzeuge für das Be- und Entladen weiterhin an der schmalen Hofstraße halten müssen. „Dieses Problem ist offensichtlich“, pflichtete Thomas Knapp (SPD) dem entsprechenden Hinweis von Rolf Leo bei.
Wie die SPD, die Freien Wähler und die FDP zeigte sich auch die LMU in Person von Dr. Ulrike Fuchs erfreut über die neuen Chancen, die sich aus dem Interesse eines potenziellen Käufers für die Hofstraße 17 ergeben: „Wir waren die einzige Fraktion, die sich vehement für den Erhalt eingesetzt hat.“ Die CDU stimmte zwar den neuen Plänen generell zu, doch Günter Bächle warnte vor verfrühtem Jubel: „Ich weiß bislang nicht, wer der Interessent ist.“ Dem Vernehmen nach soll es sich um eine Familie aus Dürrmenz handeln.
(Mühlacker Tagblatt vom 10.04.2013, Text: Thomas Eier, Foto: Disselhoff)