Leserbrief: Ein Plädoyer für das Haus Hofstraße 17

 Zum Thema Kanne-Schuler-Areal, insbesondere zum städtischen Gebäude Hofstraße 17:

Die Informationsveranstaltung am 16.  Juli sollte über die Zukunft von Dürrmenz informieren. Bürgermeister Winfried Abicht berichtete hierbei über drei Themenbereiche: 1. die Planung für den Bischof-Wurm-Platz, 2. die Neubebauung der FWD (Altenwohnen) sowie 3. die Planungen der SAX-Gruppe (Modernisierung und teilweise Neubau).

Ein Bericht über Bemühungen der Verwaltung zum denkmalgeschützten Gebäude Hofstraße 17 erfolgte nicht. Schade, dass die Gelegenheit, in diesem Rahmen auch über dieses interessante Gebäude zu informieren und auch um einen neuen Nutzer beziehungsweise Käufer dafür zu werben, ungenutzt blieb.

Dies lässt ein weiteres Mal den Eindruck entstehen, dass seitens der Stadt kein Interesse am Erhalt dieses denkmalgeschützten, beinahe 500 Jahre alten Gebäudes besteht und es keine Bemühungen zum Erhalt gibt.

Wir sprechen hierbei jedoch über das nach heutigem Kenntnisstand älteste noch erhaltene Gebäude in ganz Dürrmenz!

Man mache sich deutlich: Es handelt sich hier um ein Gebäude, das vermutlich direkt nach einer Brandschatzung durch Herzog Ulrich von Württemberg im Jahr 1504 erbaut wurde.

Das Gebäude wurde – nachdem es beinahe 500 Jahre überdauert hat – natürlich mehrfach verändert, mit großer Wahrscheinlichkeit wurden in der Vergangenheit beispielsweise Fensteröffnungen zugemauert. Daher wirkt es im jetzigen Zustand noch wenig repräsentativ.

Genau dies zu ändern und das Gebäude als Zeuge unserer Vergangenheit auch zu zeigen, ist eine der großen Chancen, die sich im Rahmen eines förmlich festgelegten Sanierungsgebietes, wie wir es hier in Dürrmenz haben, eigentlich bieten.

Um diesem Objekt und seiner historischen Bedeutung gerecht zu werden und es auch für nachfolgende Generationen zu erhalten, meine Bitte an die Verantwortlichen im Gemeinderat und in der Verwaltung, diesem Objekt eine Chance zum Erhalt zu geben.

Hierzu folgende Vorschläge zum weiteren Vorgehen:

1. Erstellung einer Bauschadens-Analyse, um fundierte Aussagen zum erforderlichen Modernisierungsaufwand treffen zu können. Beim Vortrag des Archäologen und Bauforschers Tilmann Marstaller vor einigen Tagen wurde deutlich, dass bislang lediglich der heutige Zustand dokumentiert wurde, jedoch eine nähere Untersuchung, wie das Gebäude einmal aussah, noch fehlt. Es ist beispielsweise nach Meinung der Experten recht wahrscheinlich, dass die Giebelfassade Richtung Osten ursprünglich eine größere Anzahl von Fenstern enthielt und damit künftig wieder haben könnte.

2. Erstellung einer aktuellen Verkehrswertermittlung zum Gebäude, um potenziellen Interessenten deutlich zu machen, dass der Kaufpreis für das Objekt vielleicht nur im Bereich des Grundstückswertes von rund 80  000 Euro liegt.

3. Beispielhafte Darstellung der möglichen Zuschüsse für das Objekt. Genau hier liegt ja die Chance im Rahmen eines Sanierungsverfahrens wie hier in Dürrmenz: durch die Gewährung von Modernisierungszuschüssen einen Anreiz zur Erneuerung alter Bausubstanz zu geben. Dass die Sanierungsmittel vorrangig für solche besondere Objekte wie die Hofstraße 17, das vermutlich älteste Gebäude von Dürrmenz, reserviert werden, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

4. Öffentliche Präsentation der vielfältigen Modernisierungsideen, welche im Rahmen eines Masterstudiengangs von Architekten am Karlsruher Institut für Technologie (ehemals Universität Karlsruhe) entwickelt wurden, in Mühlacker oder in Dürrmenz.

5. Erstellung und Veröffentlichung von Verkaufsunterlagen mit Darstellung der Ergebnisse aller oben genannten Punkte.

Wenn diese Untersuchungen und Unterlagen vorliegen und veröffentlicht werden, wird sich ein deutlicheres Bild ergeben, wie und verbunden mit welchem finanziellen Aufwand der Erhalt dieses bedeutsamen historischen Erbes möglich ist. Mit einer aktiven regionalen und überregionalen Werbung lässt sich dann sicher eine Lösung finden.

Lassen Sie es uns als gemeinsame Chance begreifen, dass hier in Dürrmenz über 500 Jahre hinweg das Unikat „Hofstraße 17“ überlebt hat und helfen Sie dabei, dass dieses Objekt die verdiente Chance erhält, auch für unsere Nachkommen erhalten zu werden.

Katja Jourdan, Mühlacker

(Mühlacker Tagblatt vom 26.07.2012)

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